Reisebericht Malindi 2005
Liebe Freunde und Unterstützer,
so, jetzt bin ich leider wieder zurück aus dem schönen Afrika. Meine Seele ist voll von Eindrücken, Kopf und Herz überfüllt mit Erlebnissen.
Hervorzuheben ist in jedem Fall meine Begegnung mit wunderbaren Menschen. Sie leben in erbärmlichen Zuständen. Ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit haben mich tief gerührt. Schon während meines Aufenthaltes in Kenia haben viele von Euch mich angesprochen und mir vor Ort mit Sach- und Geldspenden geholfen. Wenigstens für einige Menschen konnten wir die Not ein wenig lindern. Danke dafür auch im Namen derer, denen die Hilfe zugute kam. Sie leben in einem Vorort von Malindi in einem kleinen Dorf namens Maweni. Auch hier in Deutschland war die Resonanz von Euch sehr groß, mit mir diesen Menschen helfen zu wollen. Ich stelle gleich ein paar von den Menschen vor, die ich persönlich kennen, schätzen und achten gelernt habe. Obwohl sie mir gestattet haben, sie und ihre wirklich armselige Umgebung zu fotografieren, konnte ich in manchen Momenten einfach nur bis zu einem gewissen Maß in ihre Intimsphäre vordringen. Es kam mir nicht besonders wichtig vor, ihre Armut festzuhalten, es hatte etwas mit ihrer Würde zu tun. Glaube, Hoffnung und Würde ist ihr einziger Besitz, mein Respekt davor war uneingeschränkt, und somit war ich in den meisten Fällen nicht in der Lage, ihre Not in Fotos festzuhalten.
Beginnen wir also mit Barke:
Sie ist 16 Jahre alt und ihr größter Wunsch ist der Besuch des Gymnasiums. Das Schuljahr beginnt ab Januar, das Schulgeld in Höhe von 400,- Euro muss für ein Jahr im Voraus bezahlt werden. Ohne Hilfe wird sie niemals die Chance haben, eine fundierte Ausbildung zu erlangen.
Sie möchte Medizin studieren, ein paar Jahre Erfahrung im Ausland (jetzt natürlich bei mir in Deutschland) sammeln und dann in ihr Land zurückkehren um ihren Landsleuten zu helfen. Sie hat wie viele andere begriffen, dass die einzige Chance in der Bildung liegt. Da die kenianische Regierung nach der Grundschule diese horrenden Schulgebühren verlangt, bleibt es in der Regel bei dem Traum von einem besseren Leben.
Barke´s Familie:
Sie leben in einer armseligen hausähnlichen Hütte. Fünf Kinder teilen sich einen etwa 6 m² großen Raum, die Mutter nutzt den zweiten, auch nicht größeren. Das Dach wird in jedem Fall einstürzen, es ist nur eine Frage der Zeit. Die 3 vorhandenen bettenähnlichen Schlafgelegenheiten brauchen dringend Matratzen, Sitzgelegenheiten gibt es nicht. Eigentlich gibt es überhaupt nichts. Es mangelt an allem, Lebensmittel, Hausausstattung, Bekleidung und Schulausbildung. Das Leben spielt sich vor den Räumen auf dem Lehmfußboden ab. Elektrizität und Wasseranschluss bleiben wohl für immer ein unerreichbarer Luxus. Trotz härtester Bedingungen sind ihre hygienischen Verhältnisse beispielhaft.
Priska und ihre Kinder:
An Idealismus mangelt es den Afrikanern nicht. Priska hat es sich zur Aufgabe gemacht Vorschulkinder, ich glaube unentgeltlich, zu unterrichten. Dazu gehören neben ihren eigenen Kindern, acht Waisenkinder und alle Kinder, die Interesse an einer Ausbildung haben. Soweit ich das beurteilen kann, kommt ihr Antrieb aus ihrem Glauben. Hoffnung und Herzlichkeit scheint das einzige zu sein, was sie besitzen. Niemals zuvor habe ich fröhlichere Kinder getroffen. Obwohl die Armut unübersehbar und für mich kaum auszuhalten war, faszinierten mich diese kleinen Menschen.
Sie brachten mir ihr uneingeschränktes Vertrauen entgegen und belohnten mein Interesse an ihnen mit ihrem unglaublichen Lachen. Während meines Aufenthaltes von fast fünf Wochen konnte ich kein einziges Spielzeug entdecken. Diese Welt kennt keine Kuscheltiere. In der Hütte die sie Schule nannten, gibt es nichts was nach Schule aussieht, lediglich die improvisierte Papptafel erinnert ein wenig daran. Sie sitzen auf dem Lehmboden, es gibt keine Tische und schon gar keine Bücher oder andere Lehrmittel. Aber sie kommen jeden Tag und bringen ihre gute Laune mit. Viele von ihnen leben in einer Familie, andere wiederum haben dieses Glück nicht. Die Lehrerin, deren Lebenseinstellung ich wirklich bewundere, gibt ihnen einen Platz in ihrer armseligen Hütte, in der sie mit ihren eigenen Kindern zu leben versucht. Nahrungsmittel sind Glücksache. Wenn sie durch Spenden oder sonstige Hilfe in der Lage sind, Lebensmittel zu besorgen, so handelt es sich ausschließlich um eine einseitige und vollkommen ungesunde Ernährung. Maismehl und Bohnen, das war es. Trinkwasser muss teuer erworben werden, eine Strom und Wasserversorgung existiert nicht.
Diese Menschen brauchen wirklich Hilfe. Bitte helft uns, ihnen zu helfen.
Danke, Asante Sana, auf Wiedersehen, Kwaheri.
Anita Aretz